Zentrum und Ahornsirup

Am folgenden Morgen hatte ich noch viel Zeit um eine weitere Wanderung zu unternehmen. Also führte mich mein Weg eine Weile entlang des Wassers zu einer kleinen einsamen Bucht, in der man als Hartgesottener auch zu dieser Jahreszeit in die erfrischenden Fluten springen kann. Zurück in Downtown Picton sollte die Warterei auf den am frühen Nachmittag startenden Bus bei einem Kaffee verkürzt werden. Dieses Mal sollte es nur eine kurze Fahrt bis nach Nelson werden.

Angekommen in der Stadt, welche als 2. in Neuseeland überhaupt das Stadtrecht erhielt, war die Suche nach einer Schlafmöglichkeit das primäre Ziel. Nachdem ich fündig geworden war, startet ich einen kleinen Ausflug, der sich mal wieder als mehr entwickelte als erwartet. Beginnend mit einen kurzen Abstecher zum Meer, beschloss ich dem Wanderweg zum Gründerzeitpark zu folgen. Hier waren im Stil einer Siedlung aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Häuser und Straßen angelegt. Leider war dies schon geschlossen und ich konnte nur eine Blick durch den Zaun erhaschen. (Un)glücklicherweise knüpfte direkt hier der Pfad zum Zentrum von Neuseeland an und ich entschied im leichten Nieselregen, diesen zu bestreiten. Erst recht steil bergauf durch Wälder vorbei an einzelnen Häusern führte der Weg letztendlich zu Weideflächen und Schafherden. Den Schluss des Weges bildete ein knackiger Anstieg bis zum Punkt, der das Zentrum Neuseelands symbolisiert, gekennzeichnet durch eine senkrecht aufgehangene Nadel. Mir stellte sich den ganzen, durchaus steilen Aufstieg die Frage „Hätte man das Centre of Newzealand auch in einem Tal angezeichnet?“. Der Blick über Nelson und das Meer in der einen Richtung und dem Maitai Valley in der anderen entschädigte aber dafür und beantwortete meine Frage zugleich.

Abwärts entschied ich mich spontan doch noch einen Umweg über den Beginn des Maitai Valley zu nehmen und einem malerischen Fluss zurück nach Nelson zu folgen. Einen kleinen Rundgang durch die Innenstadt, welche erst auf den zweiten Blick ihre Schönheit preisgibt, kehrte ich in meine Unterkunft zurück. Angetan vom Flair setze ich mich auf eine Couch im Mittelpunkt des Alten Hauses und beobachtete das Treiben einiger doch sehr creepy anmutenden Mitunterkünftler.

Der frühe Morgen sollte eine Reise nach Punakaiki mit sich bringen. Dieses hatte ich kurzfristig in den Reiseplan als vollwertigen Stopp aufgenommen und dafür die Goldgräberstadt Westport gestrichen. Dies stellte sich als geschickter Schachzug heraus, denn die Abgeschiedenheit des mehr als kleinen aber dennoch sehr feinen Örtchen hilft sehr dabei, die Seele baumeln zu lassen. 

Nach dem Einchecken in eines der besten Hostels, das man sich vorstellen kann, hies es natürlich mal wieder Wandern. Nebenbei bemerkt ist die Unterkunft unglaublich gemütlich, recht klein und direkt am Meer gelegen. Der Weg meines nachmittaglichen Workouts sollte mich zunächst flussaufwärts entlang des Pororari River führen. Bergau, bergab hies es auch hier wieder inmitten des Dschungels. Einige Zeit später ging es über einen Berg in das Nachbartal zum Punakaiki River, welcher mich wieder zurück zur West Coast führen sollte, vorbei an grasenen Pferden und über eine Hängebrücke.

Was auf der Route nicht fehlen durfte, waren natürlich die Pancake Rocks und die Blowholes. Diese bizarr anmutenden Felsen, die zugleich vertraut wirken, für jeden der ein Stack of Pancake jemals zum Frühstück hatte. Man möchte sie am liebsten mit Ahornsirup übergießen und ein Stück davon abbeißen. Hier genoss ich die Sonne und verweilte eine Zeit.

Auf dem Rückweg zum Hostel fanden sich noch ein paar Höhlen, welche mit einen Taschenlampe sicher angenehmer zu erkunden waren. Was mich aber nicht davon abhielt bis zu einem gewissen Grad in diese hinabzusteigen.

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