Eine geruhsame Nacht später ging es bereits weiter mit der Reise zurück zur Bahnstrecke, die vollendet werden wollte. Für ein kurzes Frühstück reichte die Zeit aber aus bevor es zur Busstation ging, damit ich mich in Richtung Edmonton bewegen konnte. Ungefähr vier Stunden ging es nun wieder in den Norden, parallel zu den Rocky Mountains durch flaches Ackerland mit nahezu kurvenlosen Straßen. Da die Abfahrten der Überlandbusse es nicht anders zuließen, musste in Edmonton sehr viel Zeit verbracht werden bevor um Mitternacht der Zug sein Stück bis in die Rockies zurück in Angriff nahm.
Die mehreren Stunden mussten allerdings mit einem Zusatzgewicht von circa sechzehn Kilogramm auf dem Rücken verbracht werden, da der Rucksack dieses Mal nirgends in Pflege gegeben werden konnte. Also bewegte ich mich kreuz und quer durch Downtown mit einem Stopp zum Nachmittagsessen vorbei am Regierungsviertel und der Universität bis hin zum Rogers Center, dem Eishockeystadion der Oilers, vielen vielleicht bekannt durch Wayne Gretzky. Mit einsetzenden Dämmerung begab ich mich auf die knapp fünf Kilometer lange Strecke zum Bahnhof, der recht weit im Nordteil der Stadt lag. Auf dem Weg dahin war die Einkehr in eine kleine Kneipe zum Abendbrot angedacht, welche offenbar aber nur Einheimischen bekannt war aber dennoch eine schöne Erfahrung bot.
Am Zug angekommen, war es dises Mal nur eine kurze Fahrt, denn halb Sieben morgens war der Zielort Jasper bereits erreicht und der kurze morgendliche Spaziergang zur Unterkunft wurde bei langsam einsetzenden Sonnenlicht aber knackigen minus fünf Grad überwunden. Hier konnte zumindest der große Rucksack abgegeben werden, da die Zimmer erst am Nachmittag bezogen werden konnten. Und so hieß es als allererstes die noch schlafende, beschauliche Siedlung in Augenschein zu nehmen. Da auch hier das Hostel am Rand des Ganzen la, ging der Weg zunächst an der Landstraße ein kurzes Stück entlang und wurde unterbrochen durch eine grasende Elchherde, der ich eine Ganze Weile meine Aufmerksamkeit schenkte.
Diese faszinierende Weile und ein stärkendes Frühstück später entschied ich mich zur SkyTram, einer Seilbahn von 1964, aufzubrechen. Nach einer siebenminütigen, steil aufwärts gehenden Fahrt wurde eine Höhe von über 2200 Metern erreicht und befand sich oberhalb der Baumgrenze in karger Felslandschaft, deren wenige bodennahen Pflanzen durch Schnee bedeckt waren. Der Ausblick war umso atemberaubender, denn talabwärts wurde ein herbstliches Farbenspiel geboten wie es kein Maler sich besser hätte erdenken können.
Der Wanderweg von etwas über anderthalb Kilometern Länge bis auf den Gipfel von The Whistlers war aufgrund der Ausrüstung die ich bei mir hatte und der Witterungsbedingungen eigentlich keine Alternative, denn ich konnte in der Unterkunft am Morgen weder Wanderklamotten noch Wanderschuhe anlegen. Aber mir fiel ein das ich ein neues Zubehör noch im kleinen Rucksack bei mir hatte, das ich ausprobieren wollte.
Nach der Wanderung zum Lake Agnes, auf der, vor allem auf dem Abstieg selbst die grobstolligen Wanderschuhe an ihre Haftungsgrenzen stießen, hatte ich mir quasie Schneeketten für die Schuhe gekauft um vorbereitet zu sein. Skeptisch wurden diese auf die nahezu profilöosen Sneaker gespannt und so ging es erste Schritte in Sneakern und Jeans Richtung Gipfel. Die anfängliche Skepsis wich schnell aufgrund der guten Eigenschaften die Schneeketten offenbarten und ich mir nie hätte vorstellen können. Also war die Entscheidung getroffen und der Gipfel wurde bestiegen, während ich ein bisschen in Erinnerungen an Wanderungen in Flipflops auf Hawai’i schwelgte.
Nach erfolgreicher Besteigung des 2470 Meter hohen Berges und dem wahnsinnig guten Ausblick über das gesamte Gebiet begann am mittlerweile fortgeschrittenen Nachmittag der Rückweg zur Gondel und auch ganz zurück bis zur Unterkunft. Nach erfolgreichen Check In und einer wärmenden Dusche zog es mich noch einmal bei untergehender Sonne in das kleine Örtchen um dem Körper eine wohlverdiente Speise zu gönnen.