Donnerstag Morgen hieß es früh aufstehen, da eine lange Reise ins Sellraintal südwestlich von Innsbruck bevor stand. Mit Rucksack und gebuchter Fahrkarte wurde die Fahrt allerdings bereits in Erfurt jäh unterbrochen, da jemand die Gleisanlage als Fußweg nutzen musste. Anderthalb ereignislose Stunden später ging die Reise weiter, was aber dafür sorgte dass die Anschlusszüge in München natürlich nicht mehr erreichbar waren. Mit 3 Stunden Verspätung und einem 40 minütigen, stetig bergauf führenden Fussmarsch von der letzten Haltestelle bis zur Unterkunft, war an diesen Tag nicht mehr viel als ein kleiner Abendrundgang durch die kleine Ortschaft Juifenau rund um das Gästehaus Kirchebner möglich.
Am nächsten Tag ging es recht zeitig zum Frühstück bevor der Aufstieg zur Alm mit seiner Jausenstation begann. Die knappen 600 Höhenmeter, teils Wanderweg, teils Forststraße, führten vorbei an vielen kleineren und größeren Flussläufen und Wasserfällen, Kuhherden und Pferden sowie zahlreichen atemberaubenden Ausblicken hinab ins Tal oder auf die gegenüber liegenden ansteigenden Berge, wie den Satteljoch oder das Jöchlegg. Angekommen zur späten Mittagszeit mit besten sommerlichen Temperaturen schmeckte das naturtrübe Radler gleich doppelt so gut und auch das gute zünftige einheimische Essen war mehr als verdient. In einer Höhe von 2020 m über Normalnull und bei ca. 30° Celsius dehnte sich die Rast auf grobe 2 Stunden und der Abstieg ging nach mehreren Getränken erstaunlich gut. Die Unterkunft wurde als Zwischenstopp genutzt, bevor der Weg vollends ins Tal in den Hauptort Gries im Sellrain mit seinen 570 Einwohnern. Gestärkt ging es in der untergehenden Sonne die knappen 3,5 km zurück weitere 200 Höhenmeter zurück auf den idyllischen Bauerhof zur Nachtruhe.
Geweckt vom traumhaften Blick auf die Berge startet der Folgetag nach gewohnt herzaften Frühstück mit einer Wanderung dem Fluss des Tales folgend hinauf zum Ende des Lüsenstals. Über Weiden und Forstwege, steilen Anstiegen und Serpentinen schritten die Beine entlang des klaren und angenehm kalten Flusses bis die Berge steiler und steiler anstiegen und der Weg nur noch zu einer Hütte auf über 2300 m Höhe führte. Den Aufstieg beginnend wurde die Strapaze durch Nieselregen und aufziehende bedrohliche Wolken voraussichtlich abgebrochen um nicht in aufkommendes Wetter zu geraten, um es mit den Worten der Tiroler zu sagen. Erfrischt durch den leichten Regen wurde das hinterste Gasthaus im Tal erreicht und zur Stärkung genutzt. Im zurückkehrenden Sonnenschein wurde der Rückweg angetreten und nur durch kurze Pausen mit Abkühlungen im Bergfluss und Auffüllen der Trinkflasche unterbrochen.
Der dritte Tag war als Ruhetag mit kleinem Auslaufen geplant und führte deshalb nach ausgiebigen Frühstück zur Bushaltestelle in Gries an der Kirche. Die Fahrt führte einen größeren Ort weiter im Sellraintal in Richtung Ötztal nach St. Sigmund. Angekommen ging es zur nahegelegenen Gleirschalm mit vergleichsweise sanften Anstieg. Ermutigt von Kaiserschmarrn und Co kam der Übermut durch und der Weg in Richtung Juifenau wurde doch zu Fuß angetreten. Entlang des Fluss im Sellraintal führte der Weg zum Teil über von Gerölllawinen und Schneeschmelzeströmen zerstörte Pfade gesäumt mit Pferden, Weidezäunen und unzähligen Ameisenhügeln. Angekommen in Gries ging es zur ehrenamtlich errichteten Kneippanlage zur Erfrischung und Genesung. Danach wurden die Energiereserven mit Abendessen gefüllt und die letzten Kilometer zum Schlafplatz geschafft. In der Hoffnung auf erholsamen Schlaf wurde man vom selbigen abgehalten durch den Hausherrn mithilfe eines wohlschmeckenden Schlummifix in Form eines selbstgemachten Zirbenschnaps.
Am letzten kompletten Tag ging es in den Schi-Ort des Tals, nach Kühtai. Abgeschreckt von den immer höheren Temperaturen, war der Sessellift die beste Option um die Höhe von knappen 2500 m zu Erreichen. Von da ging es in einem Wechsel zwischen bergauf und bergab entlang der Ufer von kristallklaren Bergseen und Schafherden zu einem Stausee in der Höhe von 2300 m. Knapp unter dem Gipfelkreuz von Die Mute begann der Abstieg entlang der Staumauer.
Immer wieder kreuzte die Wettkampfstrecke der Xletix den Weg hinab in den Weltcuport. Erstaunt nach dem Durchqueren der Snowboard-Halfpipe mit ihrem sommerlichen Aussehen und dem Aufsammeln einiger Plastikmüllreste hieß es stärken vor der Fahrt zur letzten Übernachtung.
Der Abreisetag begann mit herzhaften Frühstück und einem letzten Abstieg in Richtung Bushaltestelle. Nach 45 minütiger Busfahrt hieß es in Bummelzug nach München Abschied nehmen vom Inntal in immer höher führender Strecken über die Alpen. Immer wieder einen Besuch wert wird auch das Sellraintal und die Familie Kirchebner einem neuerlichen Erscheinen nicht entgehen können. In diesem Sinne Pfiat di und Servus.
Vielen Dank für die ausführlichen Beschreibungen Deiner Touren. So hat man das Gefühl, live dabei sein zu können.