Wie bereits gewohnt, kannte der Wecker kein Erbarmen und schüttelte ab 5.30 Uhr seine Schellen. Denn heute hieß es auf nach Copacabana, nicht in Brasilien, sondern auf bolivianischer Seite des Titicacasees. Wir wurden mit dem Taxi zum Busterminal in Puno gebracht um dort unser Überland-Reise-Gefährt zu betreten. Grobe drei Stunden entlang des Ufers des Sees mit der Größe von Korsika führte uns der Weg bis hin zur Grenze zu Bolivien. Nachdem alle Formalitäten zur Grenzüberschreitung erlefigt waren, deren Sinnhaftigkeit allerdings angezweifelt werden konnte, erreichten wir unseren Ausgangsort für alle weiteren Aktivitäten des Tages. Keineswegs vergleichbar mit dem berühmten Badestrand, hatte dieser kleine Ort doch seine Reize. Ohne jegliches organisatorisches Wissen über den weiteren Verlauf, hofften wir das unser Guide, wie versprochen, an der Haltestelle auf uns wartete. Der Mann unseren Alters, etwas kräftiger gebaut und bekleidet mit Freizeitklamotten, begrüßte uns auch direkt Ausstieg und wir starteten einen kleinen Rundgang durch das Dorf. Der Weg führte uns mit ein wenig Smalltalk in Richtung des Hafens, kurz davor bogen wir ab in das vermutliche Familienrestaurant Inti’s, unseres Guides, um das inbegriffene Essen zu bekommen und die weiteren Abläufe zu erfahren.
Etwas wortkarg, vielleicht auch dem übersichtlichem Englisch geschuldet, genossen wir das mehr als üppige Essen mit den Hintergedanken, wie dieser bisher etwas skurile Auftritt weitergehen sollte. Gesättigt startete die anderthalbstündige Schifffahrt zur Isla del Sol, eine seit Jahrhunderten bewohnte Insel, geprägt durch Inka-Zeit und der spanischen Eroberung. Nach kurzem Mittagsschläfchens unseres wortkargen Guides, begann unsere Erkundung der Sonneninsel. Immerwieder versorgt mit umfangreichen Informationen zur Geschichte und Kultur der Ureinwohner, entwickeltet sich unser bolivianischer Führer zu einem recht gesprächigen Begleiter. Er brachte uns zunächst ins ursprüngliche, mittlerweile sehr im Kolonialstil geprägten Dorf hoch oben über dem Ufern.
Entlang eines alten Pfades durch die, auch hier terassemförmig angelegten Felder, liefen wir der Küstenlinien folgend, zu einer 1000 Jahre alter Ruine. Gespickt mit weiteren interessanten Details endetet unser Rundgang über die Insel und wir traten die Rückfahrt zum Festland an. Das ganze schien mit der heißen Nadel gestrickt, denn Ankunftszeit im Hafen und Abfahrtszeit unseres Busses zurück nach Puno lagen gefährlich nah beieinander. Aber trotz unserer Bedenken über die organisatorischen Fähigkeiten unseres südamerikanischen Gastgeber, klappte alles mit optimalen Timing.
Zurück im Fahrzeug hieß es in der untergehenden Sonne Abschied von Bolivien zu nehmen und zurück nach Puno gelangen. Wieder angekommen in unserer Unterkunft packten wir die Rucksäcke für unsere Abreise am folgenden Morgen.
Ähnlich früh am Tag zuvor beendete der Wecker die Nacht und der Morgenspaziergang mit Gepäck brachte uns durch die noch etwas verschlafene Stadt zum Terminal, wo unser Bus nach Arequipa wartete. Den steilen Weg hinauf aus der Großstadt am See kamen wir zurück auf die Hochebene mit der erschütternden Stadt Juliaca. Leider ließ sich diese auch dieses Mal nicht umgehen und nach kurzen Zwischenstopp, um neue Fahrgäste quasi zu retten, verlief unser weiterer Reiseweg südwestlich über die unwirtliche Ebene.
Nach einer weiteren Bergkette, welche uns in noch größere Höhe brachte, wurde die Vegetation immer karger und es wuchsen auf den über 4000 Metern Höhe nur Gräser in einer Art Flickenteppich. Dennoch standen auf Weiden immer wieder Herden von Alpacas. Diese bizarr anmutende Landschaft erhielt ihren Höhepunkt mit dem Anblick einer Wüstenstadt, welche gut und gerne aus einem apokalyptischen Kinofilm wie Mad Max stammen könnte. Immer entlang der parallel verlaufenden Eisenbahnstrecke verließen wir das Hochland um die Stadt Arequipa auf lediglich 2300 Metern über dem Meeresspiegel zu erreichen.
Die mit über 800.000 Einwohner zweitgrößte Stadt Perus beeindruckt mit ihrem historischen, sehr gut erhaltenen Stadtzentrum, umrandet von schneebedeckten Bergen. Unser letzter Stopp vor der Rückreise nach Lima konnte also keine schönere Kulisse erhalten.